Ob traditionell oder mit modernster Technik – es geht darum das Kitz vor dem Mähtod – das sogenannte Ausmähen – zu bewahren. Die Ricke hat die Angewohnheit, ihr Kitz an einer angenommen sicheren Stelle im hohen Gras abzulegen. Sie hält sich zwar in der Nähe auf, jedoch nähert sich dem Kitz nur von Zeit zu Zeit zum Säugen, oder fortführen an eine andere Stelle. Gerade in den ersten Lebenswochen reagiert das Kitz auf Störungen mit einer Schockstarre derart, das es sich regungslos auf den Boden drückt. Diese Reaktion ist auch zu erwarten, wenn das große Mähwerk sich dem Kitz nähert. Erst in letzter Sekunde springt das Kitz auf und versucht eine Flucht. Da das Mähwerk häufig schneller ist als das Kitz werden zumindest die Läufe abgeschnitten, wenn nicht sogar das Kitz sogleich den Tod findet.
Grundsätzlich gibt es zwei Methoden mit unterschiedlichen Ansätzen:
- Vergrämen durch Geruch, Lärm oder Bewegung. Dabei wird versucht mit einem Duftstoff die Ricke zu vergrämen, damit sie ihr Kitz erst gar nicht in der Wiese ablegt, sondern aus der „Gefahrenzone“ des Duftes herausführt. Sogenannte Flatterbänder sollen durch Wind angeregtes flattern ein Geräusch und eine Bewegung erzeugen, das der Ricke unheimlich ist, ihr Kitz in diesem Bereich zu lassen.
- Aufsuchen mit technischer Hilfe oder natürlich. In jedem Fall wenn man ein sich drückendes Kitz auffindet, wird man versuchen es zu bergen, um es an einem sicheren Ort abzulegen, bis die Mahd durchgeführt ist. Bei einem Drohnenüberflug mit Wärmebildkamera erkennt der Drohnenpilot aus der Höhe ein am Boden befindliches Kitz und lenkt ein Team via Funksprechgeräten an den Liegeplatz des Kitzes heran. Bei der natürlichen Suche geht das Team direkt auf dem Grünland durch das hohe Gras und versucht ein Kitz zu entdecken. Wesentlich effektiver ist die großräumige Suche mit einer Drohne.
Welcher Methode man sich bedient ist für die Auffindesituation unerheblich. Das Kitz drückt sich bei vorsichtiger Annäherung regungslos auf den Boden. Womöglich in letzter Sekunde springt es auf und versucht eine Flucht.
In diesem Moment ist es geboten einen kräftigen Büschel Weidegras zu rupfen um es als Tragegrundlage für das Kitz zu verwenden. Schon beim Aufnehmen des Kitzes ist darauf zu achten, das es zu keinem direkten Kontakt zwischen Mensch und Tier kommt. Für ein Wildtier ist es grundsätzlich lebenswichtig keine menschliche Witterung zu erfahren. Insbesondere gilt dies für das Kitz, denn trüge das Kitz menschliche Witterung würde es von der Ricke abgestoßen und selbstverständlich elendig zu Grunde gehen.
Auf diesem Bild ist exemplarisch der Fehler zu sehen, den Kitz-Retter häufig aus Unkenntnis begehen. Denn auch die Kleidung des Retters trägt erhebliche Menschliche Witterung und es ist daher zu vermeiden, das Kitz wie ein Baby an seinen Körper zulegen. Obendrein wird von den Händen des Retters an den Stellen menschliche Witterung auf das Kitz übertragen, an denen sich kein Gras zwischen Retterhand und Kitz befindet.
Das Ablegen des Kitzes außerhalb des Gefahrenbereiches der Mähmaschine erfolgt an einem Schattigen Platz. Dabei ist zu beachten das die Sonne wandert und auch zum späteren Zeitpunkt der Ablageplatz schattig ist. Dies gilt natürlich auch bei der Verwendung von Transportkisten jeglicher Art.
Es ist von Vorteil sich die Ablagepunkte zu notieren oder per Maps zu digitalisieren, um später ein zügiges Auffinden der Behältnisse zu gewährleiten und eine unverzügliche Freilassung durchzuführen.